Arbeiten unter Spannung (bis 1kV) – Theorie und Praxis

Bild von Raad auf Pixabay

Aus technischen, organisatorischen oder wirtschaftlichen Gründen kann es erforderlich sein, Arbeiten unter Spannung durchzuführen. Bei Arbeiten unter Spannung (AuS) berühren Personen mit Körperteilen, Werkzeugen, Ausrüstungen oder Hilfsmitteln blanke unter Spannung stehende Teile.

Beispiele für Arbeiten unter Spannung:

  • Wartungsarbeiten in elektrischen Wechselstromanlagen
  • Wartungsarbeiten in elektrischen Gleichstromanlagen, zB Batterieanlagen, Photovoltaikanlagen
  • Ein- und Ausbau von elektrischen Betriebsmitteln, zB Sicherungsleisten, Leitungsschutzschalter
  • Fehlerstromschutzeinrichtungen, Schaltuhren, Regeleinrichtungen oder elektronische Bauteile
  • Reparatur oder Auswechseln von Kabeln und Leitungen (An- und Abklemmarbeiten)
  • Anschluss von Baustromverteilern
  • Anbringen und Entfernen von geeigneten Sicherheits- und Justiereinrichtungen (Isolierplatten,Isolierschläuche, u. dgl.)
  • Auswechseln von Messeinrichtungen zB Zähler
  • Montagearbeiten bei der Fehlereingrenzung
  • Arbeiten an Wandlerstromkreisen
  • Reparatur und Auswechseln von Laternenmasten
  • Justage Arbeiten an (Bühnen) Scheinwerfer und Moving Lights

Für diese Tätigkeiten ist eine Spezialausbildung gesetzlich notwendig. Die OVE-Richtlinie R16 regelt im Anwendungsbereich die Ausbildung, die für das Arbeiten unter Spannung gemäß ÖVE/ÖNORM EN50110 notwendig ist. Dieser Lehrgang bereitet Sie auf diese Tätigkeit vor und vermittelt Ihnen die notwendigen organisatorischen Voraussetzungen des Betriebs für AuS.

Die Ausbildung endet mit einer Abschlussprüfung. Nach bestandener Prüfung über den theoretischen und praktischen Teil erhalten die Teilnehmer einen Qualifikationsnachweis.

Inhalte der theoretischen Ausbildung

  • relevante Rechtsvorschriften des Arbeitnehmerschutzes und der Elektrotechnik sowie die Rechtsfolgen bei
    Missachtung;
  • Begriffe in Zusammenhang mit Arbeiten unter Spannung;
  • elektrische Gefährdungen und Unfallgeschehen;
  • sicherheitstechnische Maßnahmen für Arbeiten unter Spannung:
  • betriebliche-/technische-/organisatorische Regelungen für Arbeiten unter Spannung;
  • Arbeitsanweisung zum Arbeiten unter Spannung;
  • Einsatz, Behandlung, Pflege und Prüfung der Schutz- und Arbeitsmittel für Arbeiten unter Spannung
  • Grundsätze zur Vorbereitung, Durchführung und Abschluss von Arbeiten unter Spannung;
  • Arbeitsverfahren bei Arbeiten unter Spannung (siehe Anhang A);
  • Verhalten und Schutzmaßnahmen bei besonderen Umgebungsbedingungen;
  • Erste-Hilfe-Maßnahmen bei Elektrounfälle (ÖVE/ÖNORM E 8351).
  • betriebliche Führungsstruktur sowie Betriebsnormen.

Praktische Übungen, für diese gilt:

  • Die Teilnahme an den praktischen Übungen setzt die erfolgreich abgelegte Prüfung zur theoretischen Ausbildung voraus.
  • Die Teilnehmer müssen für jene Arbeiten unter Spannung, die im Qualifikationsnachweis angeführt werden, praktische Übungen durchführen.
  • Die Teilnehmer müssen die Arbeiten entsprechend diesen Arbeitsanweisungen mindestens einmal unter Spannung unter Beaufsichtigung des Ausbildners (Elektrofachkraft) vollständig ausgeführt haben.
  • Der Ausbildner hat sich durch eine Prüfung davon zu überzeugen, dass der Teilnehmer die Fertigkeiten der praktischen Übungen beherrscht.

Das Seminar richtet sich an Arbeitgeber:innen oder deren Elektrofachkräfte, Anlagenverantwortliche, Arbeitsverantwortliche, Fachkräfte aus dem EVU-Bereich, Elektrofachkräfte, die zukünftig Arbeiten unter Spannung planen, organisieren und durchführen, und sieht auch praktische Übungen vor. Im Theater- und Veranstaltungsbetrieb können dies auch Beleuchter, Veranstaltungstechniker oder Haustechniker betreffen.

  • Veranstaltungstechniker
  • Beleuchterinnen und Beleuchter
  • Anlagenverantwortliche
  • Arbeitsverantwortliche
  • Elektrotechniker:innen
  • Elektrofachkräfte
  • Befähigte der Elektrotechnik
  • Personen, die elektrische Anlagen instandhalten
  • Betriebselektriker:innen
  • Sicherheitsfachkräfte
  • Mechatroniker:innen
  • Kommunikationstechniker:innen
  • staatlich geprüfte Elektrotechniker:innen

Die Teilnahmevoraussetzungen für den Lehrgang „Arbeiten unter Spannung“ umfassen:

TeilnehmerInnen:
UnternehmerInnen, TechnikerInnen und MonteurInnen

Fachliche Zugangsvoraussetzungen sind unter anderem:

  • Elektrofachkraft mit einer Gewerbeberechtigung im Bereich Elektrotechnik
  • Lehrabschlussprüfung im Bereich Elektrotechnik oder eine gleichwertige schulische elektrotechnische Ausbildung
  • Personen, die eine schriftliche Bestätigung ihres Arbeitgebers vorlegen, dass sie im Betrieb als Elektrofachkraft eingesetzt sind und die Anforderungen gemäß der ÖVE/ÖNORM EN 50110 erfüllen.

Gesundheitliche Voraussetzungen:
TeilnehmerInnen dürfen keine gesundheitlichen Einschränkungen haben, die die Durchführung von Arbeiten unter Spannung beeinträchtigen könnten.

Dazu zählen z.B. Implantate (wie Herzschrittmacher), Medikamente, Drogen oder ähnliche Einschränkungen gemäß §6 ASchG („Einsatz der ArbeitnehmerInnen“).

Bitte im Vorfeld ggf. mit der Akademie der OETHG abklären, ob eine entsprechende Eignung vorliegt.